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Gedichtsammlung der Gilde
Von Heinrich Benecke
Wildeshausen
(unbekannt)
So lang die alte Hunte
durch Wildeshausen fließt,
Der alte Alexander
uns schon von ferne grüßt,
So lang die alten Eichen
am Wall nicht sind verkauft,
So lang hört die Gemütlichkeit
in Wildeshausen nicht auf.
So lang das alte Rathaus
zu Pfingsten wird geweißt,
Die alte Kastanie
trägt Blüten rot und weiß,
So lang das alte Schützenfest
man feiert nach altem Brauch,
So lang hört die Gemütlichkeit
in Wildeshausen nicht auf.
Pingstmorgen in Wilshusen
von Heinrich Benecke gest. 1912
De Sunn geiht up - ehr Straalenglut
Kummt achter de gröne Lemmkuuln rut,
De Swaalken piept, de Spreen de fleit
As wenn dat umne Wette geit,
En Hahn kreit noch,as wie im Droom,
Sunst is it still - im Weltenroom.
Min old Wilshusen, wo bist du schön
Wo hest di schmückt mit all dat Gröön
Wo süst vondag Du festlich ut
Just as son lachend junge Brut.
Ja! Ist ok schön im frömmen Land
Du bolst doch stets de Oberhand.
Andächtig an de Brugg ik leen
Un seh de blauen Wolken teen
De jagt sik dar am klaaren Heben
So as de Minschen hier up Eerden:
De een de kummt, de anner geit,
Just as son Wagenrad sik dreit.
So mannich Hart, dat warm de slaan
Moss doch mit enmal stille staan,
Un all sien Sträwen, all sien Ringen,
Kunn doch sien Schicksal nich betwingen
De Tormuhr sleit - de Stunn loppt af
Un lies - ganz liese kummt de Nacht.
Mit enmal klingt vom "Alexander"
De Glocken fierlich dörnanner,
Dat Water bruust dar bi de Möhln,
As wullt de Orgel darto späln
Un inner Luft singt hell un rein:
"Komm heilger Geist, kehr bei uns ein".
Dat ohle Wilshüser Schützenfest
von Heinrich Müller
In Wilshusen ward siet langen Jahren
to Pingsten fiert datt Schützenfest
un de ohlen Tagenbaren
sind denn kreuzfiedele Gäst.
De Tambours weiht datt Fest erst inn
mit ähre groten Trummeln
so lustig is us Hart un Sinn
wenn wie hört von fern dat rummeln.
Numdags ward denn rutmarschiert
in datt grööne Lehmkuhlen Holt
dor ward denn manch en Danz probeert
off dat heet is oder kollt.
Un Jung un Old marscheert mit rut
dat isWilshuser Mode
een jeder südd vergnögt denn ut
see doht sich watt to goode.
En lütjen Klaaren unn en schönt Glas Beer
datt schmeckt dar buten prächtig
doch lange geiht dat dar nich mehr
dee Sünn de sackt all mächtig.
Un Abends ward döör de Stadt marschiert
in richtigem Temposchritt
biet Rathuus ward tolest inkeehrt
un wie fiert düchtig mit.
Doch bold gooht wie noo Goosmanns Huus
un blieft in Bühren de Nacht ´
wie schloopt denn noch ne lütje Ruus
bold kummt dee nee Daag.
De Tamboure all wedder weckt
mit ehr Kammrad kumm toon Apell
en jeder sick dann flink antreckt
watt schient dee Sünn all hell.
Wer Numdags will mit utmarschieren
de draff dee Nacht nicht lange fiern
he mutt sick no en Püster ümsehen
denn jeder en , hett nich een.
Ock een oolen Zylinderhoot mot dor sien
dat maakt denn jungen Mann erst fien.
Klock tein ward dee Wach upptrucken
datt is een grotet Plaaseer
ut Freude deiht dat Haart us pucken
datt is Wilshüüser Maneer.
Dee Wachmanschaft steiht stramm in Reek
ganz na militärische Art
de Uniform blitzblank un sauber utseeht
vör Stroof hett sik jeeder wahrt.
Un dreemal ward denn rummarschiert
vörn an mit Trummeln un Musik
denn makt se links üm kehrt
noon Roothuus geiht dat gliek.
Door löst dee ganze Trupp
sick up dee Straaten upp.
Dee Wachmanschaft schickt sick denn an
denn Kalwerbrooen too vertähren.
See kamt denn alle Mann för Mann
möt sick denn Magen schmären
see drinkt dorbie uk Korn un Beer
nuu segt wie mal , wat wölt dee mehr.
Um een Uhr fangt dee Tambure an too locken
jeder een lustert up sien Quartier
un maakt sick denn gau up dee Socken
de Schütze drinkt noch gau Kaffee
dee Klock dee geiht uk al up twee.
Jeder Schütze schmückt sien Gewehr
un geiht vergnögt denn ut de Dör.
So gaht see all nat Roothuus henn
un stellt sick in Kompanien upp
see halt denn König unn Schaffer denn
un marschiert damit naan Roothuus rupp.
Doch geiht dee Klock up dree
ward Tied datt jeder sick rögen de
un bold stellt de ganze Trupp
sick up de Straaten up.
Vörn de Musik un achter eehr
veer Offiziere up de Peer
all in gröönen Rock , geele Schärp un Dreekannthoot
stramme Lüüd , dat kleed ehr good.
Dee annern Offizier gooht achter her
bien König , un dat is ne groote Ehr
dee Schützen gooht denn wieter trügg
dee Wachmannschaft vollennd denn Zugg.
So marschiert se denn toon Toor hennut
datt südd denn ganz verdeubelt ut
un jeden puckt dat Hart in de Bost
mit utmarschieren datt is ne Lust.
In Krandel ward nan Vogel schoten
bit hee sick upp de Stange rögt
ward manch Glas Beer dorbie genaten
denn jeder Mann is hier vergnöögt.
Un de Schützen scheet un scheet
bit van de Nääs ehr lopp de Schweet
dee Vogel dreiht sick up de Stang
doch hee sitt door al veel too lang.
Um seß Uhr ward hee locker maakt
de Schützen gau ehr Gewehr anpackt
un ehe wie us recht verseegen
seht wie denn Vogel all herrunnerflegen.
Wer is den König roopt se all
och dat Vojk is ja rein mall
Up denn Krönungsbarg stiegt se denn
denn König to krönen un too gratuleern.
Hangt emm een mojen Kranz um denn Hoot
dat kleed denn jungen König goot
unn ümm denn Hals dee Schilderkeen
dat Handeschütteln neem keen Enn.
De Tambure roopt all wedder Kamrad kumm
denn dreiht see sick uk alle um
un de Musik speelt uk een upp
naan Roothuus marschiert denn de ganze Trupp.
Bald werd König un Schaffer na Huus henbrocht
Dee Königin ward uck utsocht
door ward denn ordetlich Eten un Drunken
un kräftig ward dat Pingstleed sungen.
Unnerdess bringt de Annern dee Fahnen weg
manch Schütze wackelt uck nich schlecht
denn ward düchtig fiert
un kiener sick scheeneert.
Dat danzen durt bitt annern Morgen
dann allmählich kamt de Sorgen
wenn warm schient dee Sünn
naa lustig verläfte Stünn.
So ward denn manch en Kater no Huus mitbrocht
un denkt dat gebranntet Water in Magen nich veel docht.
Numdags ward dör de Stadt marschiert
abends ward wedder düchtig fiert
König un Schaffer laat sick sen
dat geiht denn doch noch mal so schön.
Dat Schützenfest mittofiern is ene Lust
doch wat dat kosten deiht heff ick nich wusst
so fiert wie in Wilshusen dat Schützenfest
un hofft upp veele goode Gäst.
Die Alexanderkirche
aus "Die Hunte" von Karl August Mayer
Aus des Städtchens Schoße ragt
Der Zeuge grauer Zeit, der Turm.
Ein Greis, von Alter angenagt,
Doch ohne Wanken noch im Sturm.
Ein Späher, der, hier festgebannt,
Die Augen sendet durchs weite Land.
Ein Glockenträger, mit heilgem Klang
Von fernher ladend zum Kirchengang.
Ein Finger himmelwärts erhoben,
Der Blick und Herzen zieht nach oben.
Wildeshausen
von Karl August Mayer
Schwing wiederum, mein Lied, die Flügel!
Wir schweifen jetzt in guter Ruh
Durch frische Weiden, sanfte Hügel
Dem Städtchen Wildeshausen zu.
Auf breitem Anger dort umhegt
Vom klaren Flusse, schweift die Herde;
Vom Winde, wie die See bewegt,
Wiegt volle Ähren die Mutter Erde.
Doch aus des Städtchens Schoße ragt
Der Zeuge grauer Zeit, der Turm,
Ein Greis vom Alter angenagt,
Doch ohne Wanken noch im Sturm;
Ein Späher, der hier festgebannt,
Die Augen sendet durchs weite Land;
Ein Glockenträger, mit heiligem Klang
Von fernher ladend zum Kirchengang;
Ein Finger, himmelwärts erhoben,
Der Blick und Herzen zieht nach oben.
Wie in der Sage oft das Wahre,
Ein Fünkchen unter der Asche, glimmt,
Zum Bild sich fügt und dann verschwimmt!
Rühmt Wildeshausen seine Jahre,
Verehrt es Wittekind als Herrn;
Zoll ich ihm gläubig Ehre gern.
Ich stand ja in der Feste Mitten,
Noch heut von Wällen stark umhegt;
Es hat mein Fuß den Staub bewegt,
Durch den sein eiserner Schuh geschritten.
Hier saß der Adler auf der Lauer,
Weit spähend aus seinem Horst hervor;
Den Frankenlöwen faßte Schauer,
Schwang brausend sich der Aar empor.
Jetzt wuchert wildes Gras, durchfegt
Vom Winde auf der hohen Warte.
Zu meinen Füßen ist ausgelegt
Der Gärten und Fluren bunte Karte.
Um friedliche Dächer spielt der Rauch,
Gekräuselt von der Lüfte Hauch.
Wenn, Wildeshausen, ich dich schaue,
Gelehnt an deines Flüßchens Aue,
Klein und bescheiden, ein Dörfchen fast,
Des Ruf und Name ganz verblaßt;
Scheinst Du ein armer Hirte mir,
Aus königlichem Haus geboren,
Unwissend, welche goldne Zier
Die Väter trugen und längst verloren.
Sprich, schwebt Erinnerung alter Tage,
Da Deine Burg noch mächtig stand,
Vorbei an dir mit leiser Klage,
Wie Wolkenschatten streift das Land,
Als Kaiser Otto, der junge Aar,
Doch Gast in Deinen Mauern war ?
Graf Waltbert, Enkel von Wittekind,
Trug einst aus Roma fromm gesinnt,
Sankt Alexanders Todtenbeine,
Und barg sie hier in heiligem Schreine.
Die hatten Kraft zu ihrer Zeit
Und lockten die Frommen, weit und breit.
Dort bis zum Walde wuchs die Stadt;
Da sah man Haus an Haus sich lehnen,
Wo jetzt sich Flur und Wiesen dehnen,
Und Pfade sich schlängeln, weich und glatt.
Ein Tempel - auch stieg in die Luft,
Die Alexanderkirche genannt.
Noch seht ihr an der Altarwand
Des heiligen Alexander Gruft;
Doch sein Gebein ist weggeschafft,
Sich flüchtend vor Dr. Luthers Kraft.
O tretet in die hohen Hallen,
Wenn ihr in mächtiger Schrift wollt lesen,
Was Wildeshausen vordem gewesen.
Durch schlanke Fenster die Lichter fallen
Und küssen manches Grabsteins Zeichen,
Manch Deckbett staubgewordner Leichen.
Steinbilder schauet an der Wand,
Geschädigt zwar von roher Hand,
Seht am Altar, aus sprödem Steine
So fein gemeißelt die heiligen Schreine,
Und sagt: Ein solcher Tempel stand
Wohl nie im Olden burger Land.
Als Luthers Lehre hier im Norden
Ein Zweiglein trieb, erst schwach und klein,
Das bald ein mächtiger Baum geworden,
Zog hier das neue Bekenntnis ein.
Drauf viel die Stadt in Bann und Acht;
Zerstörung schwang die Fackel wild;
Es hat die Rache den Durst gestillt,
Und Wildeshausen sank in Nacht.
Die Kirche nur, umwogt vom Brand,
Ward vom Verderben nicht übermannt.
Festhymne zum Jubiläumsschutzenfest 1953
von Fritz Strahlmann
Alte Gilde! Viel Preis, Ruhm dir und Glück heut´ zum Feste,
Das du lang´schon begehst, hunderte Jahre aufs beste,
Bürger in kommenden Jahren
Werden gar treulich dich wahren,
Wahrst du Altes doch, Sitte und Brauch,
Denkest in Liebe der Väter stets auch!
Warest du immer doch stolz, selbst auf erlittenes Leid,
Rettung wurde dir stets, kam einmal schwerere Zeit.
War es Krieg oder Brand, du überstandest,
Früh oder später du wieder dich fandest,
Bleibst Hort unerschütterlich,
Immer sorgend und mütterlich.
Dank dir, Gilde, darum! Bleibe dir selbst nur getreu!
Lange wirst du noch sein, werden und wachsen aufs neu´!
Niemals und niemandem weichst du,
Ansehn und Würde erreichst du!
Bleibe eine Brüderschaft,
Die mit Freud´das Gute schafft!
Die im flücht´gen Zeitenlauf
Und im stet´gen Ab und Auf
Weiß ihr Dasein so zu gründen,
Daß von ihr die Nachbarn künden:
Gemütlichkeit, Geselligkeit,
Ja, Humor und Fröhlichkeit
Hebt stets empor auf ihrem Schilde
Die Wildeshauser Schützengilde!
An die Schützengilde
W. Z. 30 . 5. 14.
Zieht Pfingsten in die Lande
und kommt das Schützenfest ,
Dann ist es eine Schande ,
Wenn wer vom Alten läßt .
Was viele , viele Jahre
Die Väter hab´n gepflegt ,
Das jeder´s treu bewahre ,
Das wird ihm auferlegt .
Wer einmal in der Gilde
Der " Tausend Ritter " ist ,
Der führe nichts im Schilde ,
Was geg´n die Ordnung ist .
Er nehme ohne Säumen
Das älteste Gewehr ,
Und fang dann an zu träumen ,
Das er bald König wär´.
Der Offizier , der kleide sich
Hübsch in die Uniform .
Durch Haltung unterscheid´er sich ,
Denn das wirkt ganz enorm .
Und an den alten Timpenhut ,
Auf dem schon liegt der Staub ,
Und der trotzdem noch immer gut ,
Da steck´er Eichenlaub .
Zuletzt die brave Wachtmannschaft
Mit ihrem Trommlerkorps .
Sie stelle nach Vernunft und Kraft
Die wahre Wache vor !